Beim Gitarrenunterricht.
Lehrer spielt ein C dann ein E.
“Welches Intervall war das? “, fragt der Lehrer.
“Ähm, Sekunde.”, antwortet der Schüler.
“Nein es ist eine Terz”, erwidert der Lehrer.
“Ach so, nein, ich meinte warten Sie mal ‘ne Sekunde.”
Ok, mit diesem Witz würde ich keinen Komiker-Wettbewerb gewinnen.
Trotzdem möchte ich dir heute eine kleine Einführung in die Welt der Intervalle auf der Gitarre geben.
Was ist ein Intervall?
Das wichtigste zuerst.
Ohne Intervalle, keine Melodie und Harmonie. Keine Tonleitern und keine Akkorde.
Also, keine Musik.
Ein Intervall ist der Abstand zwischen zwei Noten.
Je nachdem, welches Intervall du spielst, erzeugst du eine bestimmte Emotion, eine bestimmte Klangfarbe auf deiner Gitarre.
Egal von welcher Note du startest, der Abstand bestimmt die Klangfarbe.
Das ist das schöne an diesem Konzept.
Ob du also ein C und ein D oder ein D und E spielst, das Intervall bleibt das gleiche, weil zwischen den Noten der gleiche Abstand besteht.
C – (Cis) – D
Vom C zum Cis ein halber Ton und vom Cis zum D nochmals ein halber Ton = ein ganzer Ton
D – (Dis) – E
Vom D zum Dis ein halber Ton und vom Dis zum E nochmals ein halber Ton = ein ganzer Ton
Wenn du dein Griffbrett waagrecht betrachtest entspricht jeder Bund einem halben Ton.
Intervalle zu (er)kennen erleichtert dir viele Dinge:
- Deine Improvisationen und Solos klingen weniger zufällig, da du die Ideen, die du im Kopf hast viel einfacher auf die Gitarre übertragen kannst.
- Du hast es leichter Melodien und Songs nach Gehör zu lernen
- Das Griffbrett verstehst du besser.
- Den Zusammenhang von Tonleitern und Akkorden wird klarer.
- Du kannst dich mit anderen Musikern verständigen.
Und, und, und…
Also es lohnt sich. Es ist auch viel smarter als alle Noten auf dem Griffbrett auswendig zu lernen.
Alle Intervalle auf der Gitarre mit Songbeispielen
Ich bin kein Freund von trockener Theorie.
Darum werde ich jetzt zu jedem Intervall ein Songbeispiel vorstellen, damit du einen Bezugspunkt hast.
Musiktheorie zu lernen, ohne das Gelernte direkt auf der Gitarre auszuprobieren, ist wie schwimmen zu lernen ohne Wasser.
Wenn du nicht gerade in der Bahn sitzt, schnapp dir gleich die Gitarre und versuche die Intervalle nachzuspielen, in dem du nur auf dein Gehör zählst, keine Tabs whatsoever.
Ich bin sicher du wirst die jeweils zwei Noten intuitiv auf dem Griffbrett finden. 😉
Neben den Songbeispielen werde Ich dir auch jedes Intervall Vom Grundton A ausgehend vorspielen, um dein Verständnis dafür zu erweitern.
Versuche auch in diesem Fall die Intervalle nach Gehör direkt auf der Gitarre nachzuspielen.
Bereit? Los geht’s!
Die kleine Sekunde
Die wohl berühmteste kleine Sekunde ist die eines Hais.
Hörst du wie sie böse und bedrohlich klingen kann?
Die kleine Sekunde ist ein halber Ton vom Grundton entfernt.
Grosse Sekunde
Eines der berühmtesten Intros der modernen Rockgeschichte ist auf der grossen Sekunde aufgebaut.
Die grosse Sekunde hat einen Abstand von zwei halben Tönen bzw. einem ganzen Ton.
Kleine Terz
Dieses Intervall ist in sehr vielen Riffs, Solos und Melodien zu finden. Es ist dafür verantwortlich, dass eine Tonleiter oder ein Akkord den typischen traurigen, melancholischen Moll-Klang erhält. Darum auch Mollterz genannt.
Ich bin mir sicher, dass du folgendes Riff kennst.
Die kleine Terz ist drei halbe Töne bzw. eineinhalb Ganztöne vom Grundton entfernt.
Grosse Terz
Die Grosse Terz, auch Dur-Terz genannt, macht es ähnlich wie ihr kleiner Bruder. Sie gibt einer Tonleiter oder einem Akkord die charakteristische positive und fröhliche Dur-Klangfarbe. Eine Dur-Tonleiter oder ein Dur-Akkord beinhaltet immer die grosse Terz.
Auch wenn Black Sabbath alles andere als «fröhliche» Musik machten, hören wir auf Ozzys Gesang.
«Generals gathered…»
Die grosse Terz ist vier halbe Töne bzw. zwei Ganztöne entfernt.
Quarte
Eine der bekanntesten Quarten finden wir in einem Song über ein Deodorant. Die Rede ist natürlich von Smells Like Teen Spirit. Diese zwei Noten kennt wohl jeder Grunge Liebhaber.
Die Quarte umspannt fünf halbe Töne oder zweienhalb Ganztöne.
Tritonus (erhöhte Quarte, verminderte Quinte)
Dieses Intervall hat viele verschiedene Namen. Im Mittelalter wurde es sogar als diabolus in musica (Teufel im Ton) genannt, weil es so dissonant klingt.
Im Teufelston stecken drei Ganztöne bzw. sechs Halbtonschritte.
Quinte
Wenn du Powerchords schon mal gespielt hast, dann kommt dir die Quinte als Intervall auf der Gitarre sicher bekannt vor. Powerchords bestehen nämlich aus dem Grundton und der Quinte. Darum wird die «5» neben dem Akkord-Buchstaben notiert. Als Melodie findest du die Quinte im Hauptriff von One von Metallica.
Der Abstand vom Grundton zur Quinte beträgt sieben Halbtöne, also dreieinhalb Ganztöne.
Kleine Sexte
Die kleine Sexte ist ein wenig aufwändiger zu entdecken. Dennoch wurde ich bei der vielleicht wichtigsten Band der Geschichte fündig.
Die kleine Sexte hat einen Abstand von acht Halbton-Schritten, was vier Ganztönen entspricht.
Grosse Sexte
In diesem Fall muss ein schottischer Folksong als Beispiel herhalten. Die grosse Sexte hörst du wieder im Gesang.
«My Bon…«
Die grosse Sexte ist neun halbe Töne oder viereinhalb Ganztöne entfernt.
Kleine Septime
Oh, oh! Jetzt driften wir ins Jazz-Gefilde ab. Kleine Septimen sind im Pop und Rock weniger häufig anzutreffen. Dafür sind wir bei Herbie Hancock mehr als gut aufgehoben. Lasst die Trompeten sprechen.
Die kleine Septime ist zehn Halbton-Schritte vom Grundton entfernt. Oder fünf Ganztöne.
Grosse Septime
Nach dem kurzen Abstecher, kehren wir zurück zum Pop und strecken unsere Ohren in Richtung Stimme des Sängers. A-Ha!
«Take on…»
Das Bespiel in Take On wird genau vom Grundton A gespielt.
Um eine kleine Septime zu spielen musst du elf Halbtöne bzw. fünfeinhalb Ganztöne weitergehen.
Oktave
Der Oktave bist du bestimmt schon begegnet. Du spielst die selbe Note, einfach höher. Klingt einfach, urteile aber selbst mit diesem Beispiel von Kasabian.
Die Oktave findest du zwölf Halbtöne bzw. sechs Ganztöne weiter. Spiele eine beliebige Leersaite und danach auf der selben Saite den zwölften Bund. Das ist eine Oktave.
Vielleicht war es dir nicht bewusst, aber du spielst die ganze Zeit Intervalle auf deiner Gitarre. Sobald du zwei Noten nacheinander, wie in diesen Beispielen, oder miteinander spielst.
Sie zu lernen öffnet dir Türen und Tore auf deinem Weg zu mehr Musikalität.
Kennst du weitere Songbeispiele zu den einzelnen Intervallen? Dann schreib sie doch hier unten in die Kommentare.
Möge die Musikalität mit dir sein! 🙂
Dein Moreno