Du möchtest also deine Improvisation auf der Gitarre verbessern?
Du hast es satt, dass deine Solos so unmusikalisch, wie die Seele eines Roboters klingen?
Deine Gitarre soll endlich etwas bedeutsames mitteilen?
Dann habe ich etwas für dich.
In diesem Artikel zeige ich dir:
Wie du mit einem einfachen Trick deine Phrasierung auf der Gitarre sofort verbesserst und musikalischer improvisierst.
Was meine ich mit Phrasierung?
Phrasierung ist die Gestaltung der Töne innerhalb einer musikalischen Phrase, hinsichtlich Lautstärke, Rhythmik, Artikulation und Pausensetzung.
Danke an Wikipedia für diese Definition.
Wieso klingen wir, überhaupt, mechanisch und unmusikalisch, wenn wir auf der Gitarre solieren und improvisieren?
Das liegt meistens daran, weil wir einfach drauf los spielen und uns von unseren Fingern leiten lassen.
Gitarristen und Gitarrenlehrer sind halt leider ziemliche Fingersatz-Junkies.
So vergessen wir schnell Phrasierungstechniken einzubauen, wie
- Pausen
- Bendings
- Vibratos
- Slides
- Dynamik
und die Liste geht weiter.
Wie würdest du reagieren, wenn ich dir sagen würde, dass du deine Phrasierung dank der deutschen Sprache sofort verbessern wirst?
Die Methode, die ich dir gleich vorstellen werde, kann wirklich jeder anwenden.
Nimm jetzt deine Gitarre und optional Papier und Stift zur Hand.
Bereit?
Es geht los!
1. Die Grundzutat
Denke dir einen kurzen Satz aus.
Zum Beispiel:
«Ich ess Kuchen.»
Ja, du hast richtig gelesen.
Du kannst natürlich einen anderen beliebigen Satz dafür verweden.
In diesem Beispiel isst du aber einen Kuchen (egal, ob du Süsses magst).
Wie viele Silben hat dieser Satz?
Ich ess Ku-chen.
Das sind, eins, zwei, drei, vier Silben.
Merk dir den Satz, denn er wird dich von nun an begleiten.
2. Den Satz beleben
Diesen Satz kannst du in hunderten verschiedenen Arten sagen.
Hör dir die folgenden Beispiele an, um zu verstehen, was ich damit meine:
Ich habe hier mit den Betonungen experimentiert.
Mal betonst du eine Silbe mehr.
Mal verlängerst du eine Silbe.
Durch die verschiedenen Arten, erschaffst du verschiedene Rhythmen und Pausen im Satz.
Achte dabei bewusst auf deine Atmung.
Denn, das wird die Grundlage deiner Phrasierung sein.
Pausen, Rhythmus, Dynamik, Artikulation. All das packst du in deinen Satz und versuchst ihn so auf deiner Gitarre zu spielen.
Es ist völlig Schnuppe, welche Noten du spielst.
Fokussiere dich hier auf die Phrasierung.
Hier hörst du jetzt einige Beispiele auf der Gitarre. Versuche die Silben des Satzes mitzuzählen bzw. mitzusingen.
3. Übe die Methode mit Backing Track
Im nächsten Schritt nimmst du einen Backing Track hinzu.
In unserem Beispiel kannst du den Satz in der B-moll Pentatonik spielen.
Verwende dazu Phrasierungstechniken (Bendings, Vibrato, Slides uws.), die du bereits beherrschst.
Das absolut wichtigste an dieser Herangehensweise ist, dass du deine Finger schön im Zaun behältst. Nimm sie an die Leine und ignoriere sie, falls sie anfangen zu «bellen».
Darum solltest du zunächst den Satz aufsagen, entweder laut oder leise vor dich hin.
Denk daran: Deine Atmung kontrolliert deine Finger. Die Art, mit welcher du den Satz sagst, bestimmt wie sich deine Finger verhalten.
Das sind jetzt einige Beispiele mit den vier Silben des Satzes «Ich ess Kuchen» über den Backing Track.
Ich spiele die Phrase in verschiedenen Variationen, die mir spontan in den Sinn gekommen sind.
Hast du was gemerkt?
Dieser Ansatz zwingt dich, Pausen zu machen. Du artikulierst einfach anders, weil du dir die Phrase im Voraus überlegt hast.
So kommst du weg vom reinen Pentatonik rauf und runter spielen.
Deine Phrasen klingen so schon viel musikalischer.
4. Frage und Antwort Phrasierung
Weiter geht’s!
Du kannst die vorherige Übung erweitern.
Mit dem sogenannten Frage und Antwort Spiel (Call & Response).
Dafür brauchen wir einen zweiten Satz.
Die erste Aussage haben wir ja bereits («Ich ess Kuchen»).
Nehmen wir an, die zweite Aussage wäre:
«Und du auch».
Zähle wieder die Silben dieses neuen Satzes.
Ich komme auf drei.
Eine kurze Antwort, die isoliert in etwa so klingen könnte.
Wenn du jetzt die beiden Sätze verbindest («Ich ess Kuchen und du auch.») und anwendest, wie im vorherigen Schritt, dann entstehen ganz interessante Dinge in deiner Improvisation.
Zum Schluss noch ein paar Beispiele über den Backing Track mit den beiden Aussagen kombiniert.
ich spiele immer zunächst den ersten Satz und danach den zweiten Satz als Antwort.
So einfach kann es sein
Konntest du die beiden Sätze im vorherigen Beispiel heraushören?
Auch wenn dieser Sprach-Trick zu ziemlich schnellen Klangerfolgen führen kann, so braucht es natürlich Zeit und Übung, um deine Improvisation auf der Gitarre nachhaltig zu verbessern.
Für den Anfang empfehle ich dir mit kürzerern Sätzen (wie wir es hier gemacht haben) zu arbeiten.
Lass deiner Fantasie den absolut freien Lauf. Es ist völlig egal, was für Sätze du dafür nimmst.
Sobald du dich mit kürzeren Sätzen sicher fühlst, dann wird’s Zeit für ein Upgrade.
Erfinde dann längere Sätze mit mehr Silben.
Die Atmung ist, wie bereits erwähnt, der Schlüssel. Wenn du sprichst, dann sprichst du auch nicht ohne irgendwann mal Luft zu holen.
Ok, es gibt solche Menschen, aber denen höre ich nach einigen Sekunden nicht mehr zu. 🙂
Und genau dasselbe geschieht mit deiner Gitarre, wenn du einfach wahllos irgendwelche Skalen, ohne Pausen, rauf und runter spielst.
Wie immer, experimentiere, probier’s aus und schau, ob es dich weiterbringt.
Ich bin gespannt auf deine Rückmeldung: Hat sich deine Phrasierung und Improvisation auf der Gitarre dadurch verbessert? Schreib mir gerne in den Kommentaren.
Dein Moreno
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