In Büchern.
In Filmen.
Auf einer Keks-Verpackung.
Du hast es immer mit Geschichten zu tun.
Und Überraschung: Auch Musik erzählt Geschichten.
Du hast zwei Möglichkeiten auf der Gitarre:
Du erzählst eine Geschichte und nimmst deine Zuhörer mit auf eine Reise.
Du klimperst einfach etwas zusammen.
Im Buch “The Inner Game of Music”* bin ich auf eine Übung gestossen, die dir hilft dein Songwriting auf der Gitarre durch Storytelling zu verbessern.
Darum gehe ich jetzt mit dir diese Übung Schritt für Schritt durch.
Damit auch du durch Storytelling den inneren Gitarristen in dir entdeckst.
Den Komponisten in dir finden
Das Prinzip ist ganz einfach:
- Du startest mit einer externen Idee und Vorstellung.
- Diese Idee verinnerlichst du.
- Und du drückst sie musikalisch auf der Gitarre aus.
Auf diesem Grundgerüst baust du deine Geschichte auf.
Im Buch kannst du eine Beispielgeschichte nachlesen. Ich habe diese übernommen und ein wenig angepasst.
Ich ermutige dich natürlich eigene Geschichten zu erfinden.
Die Story
Michael, ein junger Mann, liebte es Blues zu spielen.
Sein verkorkster Gitarrenlehrer liess ihn jedoch nie Blues spielen während des Unterrichts.
Er bestand darauf, dass Michael Tonleitern spielen sollte.
Das machte Michael sehr traurig.
Also, machte er sich weinend auf den Weg nach Hause.
Zu Hause angekommen, liess er seine ganze Wut raus. Sein Kissen musste dafür als Boxsack hinhalten.
Nachdem Michael sich beruhigt hatte, besuchte er seine Freundin und spielte eine Runde Tischtennis mit ihr.
Als er wieder zu Hause war, schnappte er sich seine Gitarre.
Er spielte, dank der neu gewonnenen Energie, einen kraftvollen Blues.
Auf der Gitarre die Geschichte ausdrücken
Was ist jetzt unser Ziel?
Wir nehmen die einzelnen Szenen der Geschichte und versuchen sie musikalisch auszudrücken.
Bevor wir beginnen noch einige wichtige Hinweise:
- Sei spontan
- Es völlig OK, wenn du Fehler machst
- Es ist egal, ob du schnell oder langsam spielst
- Urteile nicht, ob was du spielen wirst, gut oder schlecht ist.
1. Szene
Michael, ein junger Mann, spielt gerne Blues.
Verinnerliche diese Situation und versuche auf deiner Gitarre etwas zu spielen, das in diese Richtung geht.
Hier ist, was mir dabei spontan in den Sinn gekommen ist:
Soundbeispiel
2. Szene
Michaels Gitarrenlehrer zwingt ihn im Unterricht Tonleitern zu spielen.
Welche musikalische Idee kannst du dazu auf der Gitarre ausdrücken?
Ich habe mir einfach die E-Moll Pentatonik geschnappt und sie irgendwie genervt rauf und runter gespielt.
3. Szene
Michael läuft traurig und in Tränen übergossen nach Hause.
Wie drückst du diese Traurigkeit aus?
Ich habe Michaels Gemütszustand so empfunden:
4. Szene
Zu Hause angekommen bricht Michael in Zorn aus, er ist rasend. Sein Kissen muss leider daran glauben.
Um solche Emotionen auszudrücken, kannst du mit Dissonanzen, mit einem härteren Anschlag oder mit schreienden Tönen experimentieren.
Hier mein Wutausbruch:
5. Szene
Michael spielt mit seiner Freundin Tischtennis.
Wie wäre es mit einem Ping-Pong Lick?
Und so spielt Michael bei mir Tischtennis:
6. Szene
Michael geht wieder nach Hause und spielt einen energischen Blues.
Wie wird dein Blues klingen?
Das war also meine Geschichte über Michael. Es ist völlig ausgeschlossen, dass diese jemals einen Oscar gewinnen wird.
Aber es geht ja nicht darum, sofort einen Hit zu schreiben.
Vielleicht weden dir völlig unabhängige und losgelöste Spielideen in den Sinn kommen.
Und das geht völlig in Ordnung.
Oder vielleicht haben deine Ideen bereits einen roten Faden.
Dank dieser Vorgehensweise kannst du deine musikalische Vorstellungskraft entlocken und dein Songwriting auf der Gitarre auf ein höheres Level bringen.
Weg von der reinen Technik und von Fingersätzen, hin zum Gitarrenspiel nach Emotion und Gefühlslage.
Jetzt möchte ich von deinen Geschichten auf der Gitarre hören. Probiere diesen Ansatz und berichte mir hier in den Kommentaren.
Dein Moreno
Hier hörst du den Artikel als Podcastfolge: Wie du durch Storytelling den inneren Gitarristen in dir entdeckst
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