Großmutter, was hast du für grosse Ohren?!
Damit ich dich besser hören kann!
Bist du auch immer baff, wenn du jemanden siehst, der ein Lied hört und es kurz darauf wie ein Zauberer auf der Gitarre nachspielen kann?
Was haben diese Menschen, was andere nicht haben?
Vergiss das Rotkäppchen Märchen. Sie haben keine grösseren Ohren.
Ok, vielleicht schon, aber die Grösse hat keinen Einfluss.
Und sie hören auch nicht andere Dinge.
Wir hören alle dasselbe.
Sie haben gelernt darauf zu achten, auf was sie hören.
So haben sie ihr musikalisches Gehör geformt.
Wenn du jetzt noch nicht davon überzeugt bist, wieso du dein Gehör trainieren solltest, dann hier lang: 8 Gründe, wieso du als Gitarrist dein Gehör trainieren solltest
Ansonsten geht’s jetzt los mit 6 Übungen, die dein Gehör auf der Gitarre so richtig in Fahrt bringen.
1. Melodien und Riffs nach Gehör lernen
Für das brauchst du deine Gitarre und keine Theoriekenntnisse.
Wenn du noch nie dein Gehör trainiert hast, dann empfehle ich dir immer mit dieser Übung zu beginnen. Dafür nimmst du langsame und simple Melodien und Riffs.
Diese Übung kannst du auch als Anfäger machen, sogar wenn du heute deine Gitarre zum ersten Mal in der Hand hältst.
Jeder grosse Gitarrist der Vergangenheit hat es gemacht. Von B.B. King zu Jimi Hendrix, von Thom Yorke zu John Mayer.
Das Prinzip dabei ist, dass du ganz intuitiv die Töne auf der Gitarre suchst.
Was muss ich machen damit der Ton höher klingt? Wo muss ich hin, damit er tiefer klingt?
Zu Beginn ist es als ob du Blinde Kuh spielen würdest. Aber je mehr und je länger du es machst, desto genauer und treffsicherer wirst du.
2. Lerne deine eigenen Solos nach Gehör
Eine Steigerung von Übung Nummer eins.
Auch hier brauchst du nur deine Gitarre und keine Theoriekenntnisse.
Mal ganz unter uns: Sehr wahrscheinlich hast du mehr Musik gehört in deinem Leben als Mozart.
Das ist so, weil wir aufgenommene Musik konsumieren können. CDs, mp3, Streamingdienste, Platten.
Das heisst, dass in deinem Kopf eine Unmenge von musikalischen Ideen bereits herumschlummert. Du musst sie nur noch irgendwie auf die Gitarre übertragen.
Starte dafür einen Backing Track oder ein Lied, das dir gefällt.
Starte gleichzeitig auf deinem Smartphone die Aufnahmefunktion.
Jetzt mach es dir es gemütlich, entspann dich und höre dem Backing Track so lange zu, bis dir eine musikalische Idee einfällt.
Das kann ein Weilchen dauern, aber darum entspanne dich und sei geduldig.
Sobald eine Idee einschlägt, beginne sie zu summen.
Es muss nichts Langes sein, einige Sekunden genügen schon.
Jetzt stoppe die Aufnahme und versuche deine Idee, bzw. dein Gesumme auf der Gitarre nachzuspielen.
3. Improvisiere frei
Dafür brauchst du immer noch keine Theoriekenntnisse. Puh, Glück gehabt!
In dieser Variante des Improvisierens lässt du deine Fingersätze und alles Theoriewissen, das du schon hast, einfach mal links liegen.
Der erste Weg, um frei zu improvisieren geht so:
- Spiele eine Zufalls-Playlist ab (schalte dazu die Shuffle Funktion ein) und beginne einfach mitzuspielen.
- Spiel eine Note und hör dir an, ob sie gut oder kacke klingt. Klingt sie schlecht, so spiele eine andere Note.
Dieser Ansatz hat kein Netz und doppelten Boden. Du verlässt dich einfach auf deine Ohren.
Sobald dein Gehirn dir zum Beispiel sagt:
«Hmmm, dieser Song ist doch in Amoll.»
Dann wechsle ihn schneller als deine Unterhosen. Denn, du bist soeben in den Theoriemodus gefallen.
Der zweite Weg, der womöglich banal klingt, ist:
Improvisiere mit anderen Musikern zusammen.
Das ist nochmals eine ganz andere Herausforderung für dein Gehör und deine Intuition.
Ich habe früher häufig auch zusammen mit anderen Jam Sessions gemacht. Wenn du die Möglichkeit dazu hast, mach’s!
Wir haben bis jetzt über Melodien und Riffs gesprochen, aber da fehlt noch was.
Genau, die Akkorde. Was uns zur nächsten Übung leitet.
4. Akkorde nach Gehör lernen
Wir steigen jetzt in die Schwergewichtsklasse ein.
Akkorde rauszuhören ist komplexer.
Dafür brauchst du wieder deine Gitarre und fast keine Musiktheorie.
Bevor du dich an diese Übung heranwagst, macht es Sinn, dich zunächst eine Weile mit dem Heraushören von Melodien und Riffs zu beschäftigen.
Melodien stechen aus dem Song heraus. Für die Akkorde musst du ein wenig genauer hinhören.
Du kannst dich hier nicht nur auf die Gitarre konzentrieren. Die anderen Instrumente bekommen nun auch einen Schauplatz.
Hinzu kommt, dass du wissen solltest, wie man den Akkord, den du hörst, spielt.
Wenn du also nicht weisst, wie du einen Amoll7 spielst, dann wird es fast unmöglich diesen auch rauszuhören.
Je grösser dein Akkordvokabular, desto einfacher wirst du es haben.
5. Melodien nach Gehör lernen (+ du analysierst sie)
Willkommen zur fortgeschrittenen Version von Übung eins.
Hier spielst nicht nur die Melodien nach, sondern stellst dir Fragen wie:
- Welche Tonleiter benutzt dieser Song?
- Auf welcher Intervallstufe beginnt die Melodie?
- Kommen tonleiterfremde Töne vor?
Das ist der beste Weg, um in die angewandte Musiktheorie einzusteigen.
Weil du dafür «echte» Musik verwendest. Anstatt dich mit trockenen theoretischen Konzepten zu quälen.
6. Akkorde nach Gehör lernen (+ du analyisierst sie)
In dieser Übung, die Super Saiyan Version von Übung vier, kannst du dir bei der Analyse zwei grundlegende Fragen stellen:
- Mit was für Akkordtypen habe ich es zu tun (Moll7, Dur, Moll, vermindert usw.)?
- Um was für eine Akkordfolge handelt es sich (1-4-5, 2-5-1 usw.)?
Das waren also 6 Übungen, die dein Gehör täglich ein bisschen besser machen.
Wie übst du gerade dein Gehör auf der Gitarre?
So jetzt habe ich dir hier meine besten Übungen vorgestellt, wie du dein Gehör mit deiner Gitarre verbessern kannst.
Übst du bereits regelmässig dein Gehör?
Möchtest du damit anfangen?
Schreibe es in die Kommentare. Ich warte auf dich!
Dein Moreno